Boycave

schrecken

"Lieber ein Ende mit Schrecken...

...als ein Schrecken ohne Ende", sagte ich mir in 2014, nachdem ich Anfang März 2014 meinen neuen Arbeitsvertrag mit der Kanzlei Maiwald in Düsseldorf unterschrieben und meinen alten Arbeitsvertrag mit dem Forschungszentrum Jülich gekündigt hatte. Im Gegenzug für das höhere Einkommen würde Zeit deutlich knapper werden, und mit täglichem Pendeln zwischen Aachen und Düsseldorf würde ich kein Bein auf den Boden bekommen. Wie soll man überhaupt einen Umzug und eine Neueinrichtung stemmen in einer Zeit, in der man im neuen Job mehr als alles aus sich herausholen muss?

Also musste noch in der auslaufenden Jülicher Zeit "berufsbegleitend" der Umzug stattfinden. Damit war nach genau 17 Jahren Schluss mit der jugendlichen Bastion in der Aachener Beethovenstraße. 17 Jahre lang hatte ich jeden Tropfen und jeden Bissen, der dort konsumiert wurde, 73 Stufen hochgetragen, war dafür aber mit einer tollen Aussicht über die Dächer von Aachen entschädigt worden.

Der Umzug geschah nach der Methode "Ameisenstraße": Stück für Stück ging alles, was ich selber transportieren konnte, mit dem eigenen Auto rüber. Der Umzugsunternehmer musste am Tag des finalen Umzugs nur noch die "Restantenliste" derjenigen Dinge abarbeiten, die für mein Auto zu sperrig und/oder schwerer als ich waren - alles andere war an diesem Tag schon fertig.

wohnzimmer

Umdenken in drei Dimensionen

Die neue Boycave ist eine Maisonette-Wohnung. Sie erstreckt sich über zwei Ebenen. Das ist jetzt so aufgeteilt, dass die untere Ebene die üblichen Dinge beherbergt, die auch von normalen, gesunden Erwachsenen verstanden werden. Hinter der Position, von der aus ich dieses Bild aufgenommen habe, geht eine Treppe auf die obere Ebene, die voller jugendlicher Technik ist.

Daher fehlt in diesem Wohnzimmer der Fernseher, der auch dann, wenn er nicht an ist, ständig gebieterisch Platz wegnimmt. Stattdessen ist die hintere Wand als Beamerfläche freigehalten. Der Beamer wird bei Bedarf auf den Tisch gestellt und mit einem 10 m langen jugendlichen HDMI-Käbelchen gespeist, das aus dem technikverliebten Bereich kommt. Dort steht eine HDMI-Matrix, mit der ohne ständiges Umstecken immer die richtige Quelle auf das Käbelchen geschaltet werden kann.

Das erste hier im Großformat genossene Fernsehereignis war der Titelgewinn bei der Fußball-WM 2014. Nachdem es 2010 leider geheißen hatte:

Doch als die Spanier Fußball zelebrierten,
da kam das Batteriesymbol. O nein!
Die Sicherheitssysteme kollabierten.
Die Lichter gingen aus, und Schland ging ein.

licht

Licht für jede Stimmungslage

Herkömmliche Glühlampen gibt es nur noch im Kühlschrank und im Backofen. Eine Leuchtstoff-Energiesparlampe gibt es noch, der Rest sind alles LED-Lampen. Die meisten lassen sich mit beliebigen Farben ansteuern, so dass ein und dasselbe Zimmer immer wieder in ein neues Gewand gekleidet werden kann, ohne irgendetwas physisch umzuräumen.

Hier hat die Technikverliebtheit gerade zugeschlagen, ich habe einen neuen großen Monitor die Treppen zur Boycave hochgewuchtet und muss jetzt nur noch die links oben im Bild sichtbare Treppe hoch, um ihn an seinen Bestimmungsort zu bringen und zu installieren. In der gleichen Ecke sieht man auch diverse Netzwerkkabel, denn auf dem Schrank steht der Switch, der das kabelgebundene Netzwerk verteilt. Von diesem Standort aus kommt man am besten an alle Geräte dran.

Den Schrank habe ich in der Zeit des Umzugs in einer Wahnsinnsaktion mit dem Auto transportiert. Zerlegen, fünf Treppen runter, fahren, zwei Treppen hoch, zusammensetzen. Schon war ein halber Arbeitstag runtergespült.

balkon

Drinnen und draußen

Einen kleinen Balkon gibt's auch wieder. Wenn es im Sommer richtig warm ist, kann man hier auch dann schon frühstücken, wenn es erst 4.30 Uhr ist und sich somit im wahrsten Sinne des Wortes um ein Früh-Stück handelt. Man muss dann nur für Licht sorgen, damit man auch sieht, was man isst.

Man kann aber selbst im Januar auf dem Balkon sitzen, wenn das Wetter mitspielt. Man muss nur etwas zuheizen mit dem Heizstrahler, auf dem die Kaffeekanne steht. Dafür setzt es natürlich Minuspunkte von Greta, aber zu meiner Verteidigung kann ich ins Feld führen, dass ein viel größerer Energiefresser seit dem Umzug nach Düsseldorf auf Diät ist: das Auto. Dessen Tacho klettert pro Jahr nur noch um etwa 10.000 km (statt zuvor um über 25.000 km), seit es mit der Bahn zur Arbeit in die Innenstadt geht. Nicht mehr der tägliche Wahnsinn Aachen-Jülich-Aachen auf der Autobahn:

Vor mir, da gondelt flüssiges Gefahrgut.
Es scheint ein explosiver Stoff zu sein.
Der Fahrer hinterm Steuer wird wohl wissen, was er tut.
Ich denke, hoffentlich schläft der nicht ein.

Ich grüble über die orange Tafel.
Ich möchte wissen, welcher Stoff es ist.
Jetzt klebt ein zweiter Laster mit Gefahrgut hinter mir.
Und dessen Fracht ist ätzend. So ein Mist!

regenbogen

Blick ins Grüne

Angermund ist ein ländlich geprägter Stadtteil von Düsseldorf. Vom Balkon aus schaut man direkt ins Grüne, und man muss nur wenige hundert Meter gehen, um sich zwischen Feldern, im Wald, am Angermunder See oder am Flüsschen Anger, das Angermund den Namen gibt, wiederzufinden. Hier habe ich Glück gehabt und im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt, um einen doppelten Regenbogen einzufangen.

Der Flughafen Düsseldorf ist nur ca. 5 km entfernt, aber Angermund liegt querab von der Landebahn. Die Flieger donnern also nicht direkt über Angermund hinweg, da erwischt es andere Stadtteile und Nachbarstädte viel schlimmer. Es wird im Wesentlichen nur durch ein leises, dumpfes Grollen aus der Ferne angedeutet, wenn die Turbinen alles geben.

Die Nähe zum Flughafen ist praktisch, wenn es denn mal ein Flug ganz früh morgens kurz nach 6 Uhr sein muss. Dann reicht Aufstehen um 4 Uhr, um die eine Station S-Bahn zum Flughafen zu fahren und die böse Überraschung entgegenzunehmen, dass es heute nach Annulliert geht. Dieses Annulliert muss ein ganz tolles Reiseziel sein, das von vielen Maschinen angeflogen wird. Ich will da aber trotzdem gerade nicht hin. Zoooonk...